Biotreibstoffe “ es kommt darauf an, woraus man sie macht
Kein Zweifel: Die Kritik an Biotreibstoffen nimmt zu. Nachrichten über gerodeten Regenwald, um Palmöl für Biodiesel herzustellen, rufen zu Recht Empörung hervor. Die Kritiker ziehen aber die falschen Schlussfolgerungen.
Mit Bärbel Höhn auf dem Nürburgring – Rapsölauto beim 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring
Weil in Indonesien oder Brasilien Urwälder für Treibstoffe gerodet werden, ist es hier nicht falsch, aus Altfetten oder Raps Biodiesel oder aus überschüssigen Zuckerrüben oder Lebensmittelresten Bioethanol herzustellen. Einen unverzichtbaren Beitrag zum Klimaschutz leisten Biotreibstoffe dann, wenn sie zur CO-2-Einsparung beitragen. Daran fehlt es, wenn für den Anbau erst Wälder abgebrannt oder Grünland umgebrochen wird, weil dann das dabei frei werdende CO-2 zu einer negativen CO-2- Bilanz führt. Ganz anders sieht es aber aus, wenn die Produktion aus vorhandenen Flächen genutzt wird. Dann stimmt auch die Kritik nicht, es würden durch die Düngung beim Anbau zusätzliche Lachgasemissionen freigesetzt, denn auch bei anderweitiger Nutzung der Flächen wird synthetischer Stickstoffdünger in gleichem Maße eingesetzt. Dabei darf allerdings nicht übersehen werden: Die Lachgasemissionen aus landwirtschaftlichem Anbau durch künstlichen Stickstoffdünger “ sei es für Nahrungsmittel oder andere Zwecke “ sind ein großes Klimaproblem und kein Weg wird daran vorbeigehen, den Einsatz von synthetischem Dünger “ auch in der Nahrungsmittelproduktion zu reduzieren.
Der Vorwurf schlechter Klimabilanz trifft erst recht nicht zu, wenn der Biotreibstoff aus landwirtschaftlichen Reststoffen oder aus Abfällen aus der Lebensmittelproduktion erzeugt wird. Gerade das geschieht in Deutschland in wachsendem Maß. Einer der größten Biodieselproduzenten in Deutschland stellt Biodiesel aus Altfetten her, die er aus Schnellrestaurants abholt. Ein anderes Beispiel ist die Verwertung von Abfallprodukten der Molkereien und Brauereien zu Bioethanol. Das insgesamt zur Verfügung stehende Potenzial ist riesig und wird bisher erst in Ansätzen genutzt. Schweden macht uns vor, wie es richtig geht: Vorrangig die biogenen Reststoffe zur Treibstoffproduktion nutzen. Der Vorteil der Biotreibstoffe besteht gerade darin, dass sie aus einer großen Vielzahl von Früchten und Abfallstoffen hergestellt werden können.
Deshalb trifft auch der Vorwurf der Monokultur nicht zu. Biodiesel kann man ebensogut aus Sonnenblumenöl oder Leinensamenöl herstellen.
Im übrigen sind die Angriffe gegen den Rapsanbau unbegründet. Der Rapsanbau hat erst dazu beigetragen, die Monokultur im Getreideanbau durch den Fruchtfolgewechsel zu überwinden. Aufgrund der langen Anbauperiode von der Aussaat im Spätsommer bis zur Ernte erst im darauf folgenden Sommer schützt Raps viel besser als andere Früchte vor Bodenerosion. Und schließlich zeigt das Beispiel Rapshonig, wie wertvoll Raps für Bienen und damit das ökologische Gleichgewicht ist. Mit Zuckerrüben können Bienen nun mal nichts anfangen. Um einen Hektar zu bearbeiten, sind ca. 70 Liter Treibstoff notwendig. Der Ertrag besteht in ca. 1.500 bis 1.800 Liter.
Biotreibstoffe gefährden auch nicht die weltweite Nahrungsmittelversorgung. Soweit sie aus biogenen Abfallstoffen kommen, ist das ohnehin offensichtlich. Zudem lässt sich der Zwischenfruchtanbau zusätzlich nutzen und die ganze Palette landwirtschaftlicher Reststoffe, insbesondere Stroh und Gülle verwerten, außerdem Überschüsse, die immer noch reichlich vorhanden sind, zum Beispiel bei Zuckerrüben oder Wein “ die EU hat gerade wieder ein Rodungsprogramm beschlossen.
Die Flächenkonkurrenz findet nicht zwischen Grundnahrungsmitteln und Treibstoff statt, sondern zwischen Futterflächen für den Fleischkonsum und Flächen für Biotreibstoffe. Etwa 10 pflanzliche Kalorien werden benötigt, um eine Kalorie tierischen Ursprungs herzustellen. Anders ausgedrückt: Für die Ernährung eines Menschen mit Fleisch braucht man bis zu zehn mal soviel Fläche wie für die pflanzliche Ernährung.
Das zeigen auch die Zahlen aus Brasilien: Durch die Fleischproduktion sind 100 Millionen Hektar belegt, durch die Zuckerrohrproduktion (Bioethanol und Zucker) nur 6 Millionen Hektar.
Die gestiegenen Mais-(Tortilla-) Preise in Mexiko taugen nicht als Gegenbeispiel. Denn Ausgangspunkt war, dass die mexikanischen Bauern ihren Maisanbau wegen subventionierter Maisexporte aus den USA einstellen mussten. Als die USA dann ihren Mais verstärkt zur Treibstoffproduktion nutzten, verteuerten sich für Mexiko die Importe. Zugleich hat dies aber auch dazu geführt, dass die mexikanische Maisproduktion wieder in Gang gekommen und die Importabhängigkeit seither gesunken ist.
Für die Bekämpfung von Fehlentwicklungen muss das Instrument der Zertifizierung eingesetzt werden. Nur Biotreibstoff, der aus nachhaltigem, umweltfreundlichen Anbau stammt, darf auf den Markt kommen. Das hat sein Vorbild beim ökologischen Anbau. Auch dort hat man sich am Ende auf ökologische Anbaurichtlinien verständigt und festgelegt, dass nur Produkte, die diese Voraussetzungen erfüllen, unter dem Biosiegel vermarktet werden dürfen. Und das Wachstum bei Nahrungsmitteln als ökologischem Anbau bestätigt diesen Lösungsweg.