Atomkraft
Kernfusion-eine ewige Fata Morgana
Manche Atomfreunde nehmen die jetzt begonnene Montage des Kernfusionsreaktors ITER in Frankreich zum Anlaß, wieder Illusionen zu schüren über Atomkraft als Beitrag zum Klimaschutz.
Dazu muss festgehalten werden: Entgegen mancher Meldung wird ITER nie (!) Strom produzieren und voraussichtlich 2042 zurückgebaut.
Ziel ist allein der Nachweis, ob Kernfusion überhaupt (!) mehr Energie liefern kann, als sie selber verbraucht. Frühestens im Jahr 2035 wird der Reaktor mit Deuterium-Tritium beladen und versucht, aus Kernfusion für wenige Sekunden(!) Wärme zu produzieren. Erst der Nachfolgeforschungsreaktor DEMO könnte erstmals Strom aus Kernfusion erzeugen und das deutlich nach 2050. Falls die riesigen technologischen Herausforderungen gemeistert werden können. Ob und wann eine kommerzielle Nutzung möglich sein wird, ist seriös nicht zu beziffern. Für den Kampf gegen die Klimakrise kommt die Kernfusion, falls sie überhaupt je funktionieren sollte, Jahrzehnte zu spät
Ein Luftschloss also – und ein sehr teures dazu!
Deutsche Atomkraftwerke verbrauchen selbst mehr Strom als das Bundesland Bremen
Noch produzieren neun Atomkraftwerke in Deutschland Strom.
Überraschend hoch ist dabei die Strommenge, die allein dafür notwendig ist, um die Kernkraftanlagen in Betrieb zu halten. Für die Stromversorgung bleibt weniger
übrig als gedacht.
In Deutschland sind aktuell noch Atomkraftanlagen mit einer Leistung von 12.696
Megawatt (MW) am Netz. Tatsächlich steht aber für die Stromverbraucher wegen
des hohen AKW-Betriebsverbrauchs deutlich weniger für die Nutzung zur
Verfügung, als die Stromerzeugungs-Statistiken auf den ersten Blick ausweisen.
Schuld ist der hohe Eigenstromverbrauch der Kernkraftwerke.
Mehr als ein halbes Atomkraftwerk produziert das ganze Jahr nur für den
Betriebsverbrauch aller anderen AKW
Im Jahr 2013 haben die Atomkraftwerke in Deutschland rd. 97,3 Mrd.
Kilowattstunden (kWh) Strom erzeugt (2012: 99,5 Mrd. kWh). Allein um den
Betrieb der Kernkraftanlagen zu gewährleisten, verbrauchen die Atomkraftanlagen
viel Strom, sehr viel Strom. Netto stehen nur 92,1 Mrd. kWh für den Verbrauch zur
Verfügung. Der AKW-Betriebsstrom in Höhe von 5,2 Mrd. kWh für das Jahr 2013 ist höher als der gesamte Jahres-Stromverbrauch des Bundeslandes Bremen (2011: rd. 4,8 Mrd. kWh). Im Klartext bedeutet das: mehr als die halbe Jahresproduktion eines Kernkraftwerks wie Philippsburg wird nur dafür benötigt, den eigenen Betriebsverbrauch aller deutschen Kernkraftwerke zu sichern.
Die Krönung ist, dass dieser Eigenverbrauch auch künftig von der EEG – Umlage vollständig befreit bleiben soll. Während beispielsweise jeder Hausbesitzer, der mit einer größeren Solaranlage von mehr als 10 kW seinen Strom selber erzeugt, künftig die EEG-Umlage von gegenwärtig bis zu 6,4 Cent pro KWh zahlen soll, bleibt der Eigenstromverbrauch der Atomkraftwerke von der Umlage befreit.
Das ist eine Subvention (bei 6,4 Cent pro kWh) der noch laufenden Atomkraftwerke von rund 330 Millionen € pro Jahr!!
So sieht die Energiewende der GroKo aus!
Tschernobyl-Jahrestag – Grüne kämpfen weiter konsequent für europaweiten Atomausstieg
Vor 28 Jahren kam es in Tschernobyl zum SuperGAU. Anlässlich des Jahrestages erklärt Sven Giegold, Spitzenkandidat der Grünen zur Europawahl:
„Der Jahrestag mahnt uns Grüne, weiter motiviert und engagiert für den europaweiten Atomausstieg zu kämpfen. Das ist umso wichtiger, weil wir Grünen die einzige politische Kraft in Europa sind, die den europaweiten Atomausstieg wirklich will.“
Das ist auch bei uns in der StädteRegion hochaktuell. Der am Jahrestag veröffentlichte Bericht über die hochgefährlichen Störfälle im Versuchsreaktor in Jülich und die Vertuschungen und Manipulationen wie auch die extrem hohen Folgekosten des geheim gehaltenen Störfalls von 1978 (!) zeigen, wie unverantwortlich es war und ist, auf Atomkraft zu setzen.
Für uns in der grenznahen Region ist ein Eintreten gegen Atomkraft umso wichtiger, weil wir von Schrottmeilern umgeben sind. Dazu gehören Tihange in Belgien und Borssele in den Niederlanden. Beide stehen bereits mehr als 30 Jahre und zählen damit zu den ältesten Atomkraftwerken in Europa. Das Störfallrisiko dieser Anlagen wächst und wächst, wie eine Greenpeace-Studie Anfang des Jahres eindrucksvoll gezeigt hat. Materialermüdung und Verschleiß lassen die Risiken noch steigen. Die Gefahren der Atomkraft machen nicht an den Grenzen halt.
Wir fordern deshalb die Stilllegung der Anlagen in Tihange und Borssele zum Schutz der Bürgerinnen und Bürger.