Wenn der Wind des Wandels weht, bauen die einen Schutzmauern, die anderen Windmühlen. (Chinesisches Sprichwort)
Liebe Bürgerinnen und Bürger!
Die Stadt Aachen möchte die Windkraftnutzung ausbauen und sucht derzeit geeignete Gebiete für den Bau von Windkraftanlagen. Eine der zu prüfenden Flächen liegt im Münsterwald an der Himmelsleiter, kurz vor der Gemeindegrenze von Roetgen. Die Grünen in Aachen und Roetgen hatten sich gewünscht, dass dies ein gemeinsames Projekt wird, ein Gemeindegrenzen überschreitender Windpark. Die Gemeinde Roetgen könnte mit ein bis zwei möglichen Windkraftanlagen auf ihrem Gemeindegebiet in Kürze eine zu 100% mit Ökostrom versorgte Gemeinde werden.
Wir haben Ihnen hier einige Fakten und Antworten zusammengestellt auf häufig gestellte Fragen und häufig geäußerte Befürchtungen. Über die Quellenangaben, die hier mit entsprechenden Links hinterlegt sind, können Sie sich noch weitgehender informieren.
Für uns Grüne hat der Klimaschutz genauso wie der Natur- und Artenschutz einen hohen Stellenwert, weil der Erhalt und der Schutz unseres Planeten die Lebensgrundlage aller Menschen sichert. Der Bau von Windkraftanlagen kann erst nach einer genauen Untersuchung aller betroffenen Belange und nach sorgfältiger Abwägung zwischen Natur- und Artenschutz und den Auswirkungen auf Menschen und Landschaft erfolgen.
Letzten Endes muss aber von uns die Frage beantwortet werden, ob wir die Folgen und Kosten für unseren Lebensstandard und den damit einhergehenden hohen Energieverbrauch anderen aufbürden oder ob wir dafür selbst einstehen.
In diesem Sinne bitten wir Sie um Ihre Unterstützung.
Sabine Göddenhenrich Christa Heners Dr. Thomas Griese
UmweltausschussStadt Aachen Gemeinderat Roetgen stv. Städteregionsrat
Wird für den Windpark der ganze Münsterwald gerodet?
Die als Windenergiekonzentrationszone diskutierte Fläche im Münsterwald ist ca. 172 ha groß. Für die Errichtung von 10 Windkraftanlagen wird eine Fläche von ca. 2,5 bis 3 ha benötigt, das sind weniger als 2% des Münsterwaldes.
Auf einem Teil dieser Flächen können sich nach der Bauphase neue ökologische Strukturen entwickeln, die den Wald bereichern und dem Wild als Äsungsfläche dienen. Wie bei jeder Baumaßnahme werden auch für den Bau eines Windparks ökologische Ausgleichmaßnahmen festgesetzt.
Quelle: Stadt Aachen Änderung des Flächennutzungsplanes
Wird für den Windpark im Münsterwald intakter Naturwald geopfert?
Der Münsterwald besteht überwiegend aus Wirtschaftswald mit Fichtenmonokulturen. Es gibt dort einige schützenwerte Bereiche, wie z.B. ältere Buchenbestände oder das Feuchtbiotop am Haupterschließungsweg. Auf diese Bereiche wird die Feinplanung des Windparks Rücksicht nehmen. Angrenzende Naturschutzgebiete sind per Gesetz Tabuzonen für die Errichtung von Windkraftanlagen.
Quelle: Entwurf Windenergieerlass NRW
Wie groß sollen die Windkraftanlagen werden?
Grundlage für die Planung der Stadt Aachen sind 10 Anlagen à 3 MW Leistung mit einer Nabenhöhe von 135,5 m und einem Rotordurchmesser von 100 m. Die Fundamente haben einen Durchmesser von ca. 20 m bei einer Tiefe von 3 m. Wie groß die Anlagen, die später gebaut werden sollen, dann tatsächlich sein werden, wird im Baugenehmigungsverfahren entschieden.
Die Auswirkungen auf das Landschaftsbild sind Gegenstand einer gesonderten Untersuchung. Ergebnisse liegen noch nicht vor.
Übrigens: Der nordrheinwestfälische Windkrafterlass verpflichtet Anlagenbetreiber zu einem vollständigen Rückbau der Anlagen und der Fundamente nach Ablauf der Nutzungsdauer. Es entstehen keine Ewigkeitskosten wie beim Kohleabbau und keine strahlenden Endlager.
Quelle: Stadt Aachen, Stawag, Entwurf Windenergieerlass NRW
Werden für den Stromtransport Freileitungen gebaut werden?
Der Strom wird ausschließlich über Erdkabel transportiert, die entlang der Wege verlegt werden.
Quelle: Stawag
Werden die Windkraftanlagen Vögel und Fledermäuse erschlagen?
Windkraftanlagen haben Auswirkungen auf die Vogelwelt. Kollisionen einzelner Tiere mit Rotoren sind nicht auszuschließen. Das befürchtete Massensterben von Vögeln an Windkraftanlagen ist bisher nirgendwo eingetreten. Durch eine sorgfältige Standortauswahl können Störungen der Vogelwelt weitgehend minimiert werden. Zum aktuellen Planungsverfahren für den Windpark im Münsterwald gehören deshalb Untersuchungen zu möglicherweise gefährdeten Tierarten wie Vögel und Fledermäuse. Eine Beurteilung kann erst nach Abschluss der Untersuchungen erfolgen.
Werden die Anwohner durch Schattenwurf, Lärmentwicklung und Eisschlag gefährdet?
Der Windenergieerlass des Landes NRW sowie das Bundesimmissionsschutzgesetz regeln die Abstände der Windkraftanlagen zur Bebauung, um Beeinträchtigungen für die Anwohner auszuschließen. Ein Vorteil von Waldstandorten liegt häufig in den größeren Abständen zur Wohnbebauung. Im Wald selber werden sowohl der Schattenwurf als auch die Geräuschemissionen der Windräder durch die Geräusche des Waldes und den bewegten Schattenwurf der Bäume relativiert.
Quelle: Entwurf Windenergieerlass NRW
Wird der Windpark gesundheitsschädlichen Infraschall aussenden?
Neben dem hörbaren Schall produzieren Windenergieanlagen durch die rotierenden Flügelbewegungen auch so genannten Infraschall. Dies ist ein sehr langwelliger, tiefer Schall, den man normalerweise nicht hören kann. Störungen des Wohlbefindens können auftreten, wenn der Infraschall an Aufenthaltsorten von Menschen den Pegel von 120 dB übersteigt. Dies kann z. B. in Werkshallen passieren, wo Klima- bzw. Belüftungsanlagen oder auch sonstige Industrieanlagen Infraschall produzieren. Der Infraschall von natürlichen Quellen, wie Wind oder Meeresbrandung erreicht nicht diese Lautstärke.
Das gilt auch für Windenergieanlagen: Bei Messungen in nur 100 bis 250 m Entfernung wurden bei extrem hoher Windgeschwindigkeit Werte im Bereich von 70 dB, bei normalen Windverhältnissen um 50 dB ermittelt. Dies liegt weit unterhalb der Hörschwelle des Menschen und damit sehr weit unterhalb der Beeinträchtigungsschwelle. Dagegen liegen die Innengeräusche eines Autos bei einer Fahrgeschwindigkeit von 100 km/h oder auf Pflasterstraßen deutlich höher und sind sogar im Infraschallbereich hörbar.
Wird der Windpark die Touristen auf dem Eifelsteig und auf der Vennbahnroute vertreiben?
Dass Touristen künftig Roetgen, den Eifelsteig und den Vennbahnradweg meiden werden, ist eine Behauptung, die nicht zu belegen ist. Zahlreiche Studien weisen nach, dass der Tourismus nicht unter dem Bau von Windkraftanlagen leidet. Regionen wie das Münsterland verfügen über viele Windparks und haben trotzdem einen florierenden Radtourismus. Urlauber, die als Wanderer oder Radfahrer unterwegs sind, haben oft auch persönlich ein großes Interesse an Klimaschutz und erneuerbaren Energien.
Die Besucherwindanlage in Aachen-Vetschau wird regelmäßig von kleineren Gruppen besucht und bietet damit einen nachhaltigen touristischen Anziehungspunkt.
Quelle: Besucherwindanlage Vetschau und diverse Untersuchungen zum Thema Windkraftanlagen und Tourismus.
Wird der Windpark unsere Grundstücke entwerten?
Der Immobilienverband Deutschland teilt zu dieser Frage mit, dass negative Einflüsse auf die Immobilie durch eine Windenergieanlage per Gesetz grundsätzlich auszuschließen sind. Windkraftanlagen, die in Abstand von 300 “ 500 m Entfernung zum Gebäude liegen, können eine Wertminderung auslösen. Der Verband schätzt diese auf -1 % bis -5 %.
Der geplante Windpark ist deutlich weiter von der Bebauung entfernt, so dass nicht mit einer Wertminderung zu rechnen ist.
Quelle: Immobilienverband Deutschland IVD, Sprengnetter (Hrsg.), Lehrbuch und Kommentar, Teil 10, Kap. 31 zu finden.
Wird der Windpark aus reiner Profitgier „um des schnöden Mammons willen“ gebaut?
Um die Klimaschutzziele von Bund, Land und Kommune erreichen zu können, müssen die erneuerbaren Energien massiv ausgebaut werden. Einen wichtigen, unverzichtbaren Beitrag dazu leistet die Windenergie.
Dass eine Kommune Pacht- und Gewerbesteuereinnahmen aus wirtschaftlichen Vorgängen und Gewinne aus ihren städtischen Unternehmen erzielt, ist ein ganz normales kommunales Geschäft. Diese Einnahmen kommen jedoch allen Bürgerinnen und Bürgern zugute und nicht den großen Energiekonzernen.
Können Erneuerbare Energien Kohle- und Atomstrom überhaupt ersetzen?
Zwei moderne Windkraftanlagen erzeugen jährlich schon mehr Strom, als alle 3600 Roetgener Haushalte verbrauchen. Die zehn im Münsterwald geplanten Anlagen werden 25-30.000 Aachener Haushalte mit Strom versorgen können.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) kommt in seiner neuesten Studie zu dem Ergebnis: 100 % Vollversorgung mit Strom aus erneuerbaren Energien ist möglich, sicher und bezahlbar!
Die Windkraft ist dabei ein Teil im erneuerbaren Energiemix aus Energieeffizienz, Wind, Sonne, Wasser und Biomasse. Dezentrale Erzeugung in vielen Anlagen, neue Speichertechnologien und „intelligente“ Stromabnahme garantieren die Versorgungssicherheit.
Quelle: Stadt Aachen
SRU: Wege zu 100 % erneuerbarer Stromversorgung, Januar 2011