Um was es geht
Um die schlimmsten Folgen durch den Klimawandel zu verhindern, muss die globale Erwärmung auf höchstens zwei Grad begrenzt werden. Dafür muss der CO2-Ausstoß der Welt bis 2050 mindestens halbiert werden. Das heißt, Industrieländer wie Deutschland müssen dann ihre Emissionen an klimaschädlichen Gasen um wenigstens 80 Prozent reduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, muss unsere Energieversorgung spätestens dann erneuerbar sein.
Klimaschutz und Energieversorgung – Handeln auf globaler und lokaler Ebene
Deutschlands Weg in eine nachhaltige Energieversorgung wird jedoch mehr und mehr behindert. Die Atomlobby stellt den Atomausstieg in Frage, über 20 neue Kohlekraftwerke sollen gebaut werden und verursachen riesige Mengen des Klimagases Kohlendioxid. Dabei gibt es längst eine zeitgemäße und klimaschonende Alternative: Der Bundesverband Erneuerbare Energien spricht von 47% erneuerbaren Energien bis zum Jahr 2020. Die Erfolge sind jetzt schon ernorm. Das ursprüngliche Ziel der Bundesregierung, bis 2010 bei 12,5% zu landen, ist bereits im vergangenen Jahr mit 15% übertroffen worden.
In der zweistündigen Veranstaltung „Energie vor Ort“ (28.05.) im Super C diskutierte Bärbel Höhn vor mehr als 100 Zuhörern mit Dr. Peter Asmuth, Vorstand der STAWAG, Herrn Ralf W. Barkey, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Aachen, Dr. Wolf von Fabeck, Vorsitzender Solarenergieförderverein Aachen und Monika Dethier-Neumann, Ecolo, Parlament Wallonie, Belgien. Durch den sehr informativen Abend, der zahlreiche Fragen rund um das Thema „Erneuerbare Energien“ beantwortete, führte Dr. Thomas Griese, Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen in der Städteregion Aachen.
Klimafreundliche Energie ist günstige Energie
„Es ist bis jetzt deutlich schneller gegangen als vorhergesagt und es wird noch schneller gehen. So ist zum Beispiel der Preis für Windstrom schon gegenwärtig zu vielen Zeitpunkten geringer als der Strompreis an der Leipziger Börse. Das bedeutet nicht nur klimafreundliche Energie, sondern auch einen besseren Preis für den Verbraucher. Und das wiederum wird einen erneuten Schub für den Ausbau der Windkraft bringen“, lautet die Prognose von Bärbel Höhn, die auch den Zuwachs an Arbeitsplätzen im Blick hat.
Die Frage der Speicherung wurde ebenso ausgiebig beleuchtet wie die Einrichtung „intelligenter Stromzähler“, für die die Grünen eine Gesetzesinitiative eingebracht haben. „Smart Grid“ ermöglicht durch intelligente Steuerung dem Verbraucher, Energie dann abzunehmen, wenn sie preisgünstig ist und gibt umgekehrt dem Energieversorger neue Steuerungsmöglichkeiten. Intelligente Stromzähler und dezentrale Speicher sind Voraussetzungen für Erneuerbare Energien.
Atomkraft und Erneuerbare hingegen passen nicht zusammen, schon alleine deshalb, weil man Atomkraftwerke nicht flexibel herauf- und herunterfahren kann. Das birgt erhebliche Gefahren, mal völlig abgesehen von der immer noch ungelösten Frage der Endlagerung und vielen anderen Problemen.
Mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben
Aus diesem Grund sind eigenständige kommunale Stadtwerke wie die STAWAG hier in Aachen von ganz zentraler Bedeutung wie Dr. Peter Asmuth erläuterte. Er zeigte auf, in welcher Weise sich die Stadtwerke nicht nur auf die zukünftigen neuen Energieträger einstellen, sondern diese auch befördern. Dass man mit grünen Ideen schwarze Zahlen schreiben kann, belegte Ralf W. Barkey von der Handwerkskammer mit vielen Zahlen aus dem Bereich der kleinen und mittelständischen Unternehmen. Erneuerbare Energien sind ein Jobmotor und haben in den vergangenen Jahren viele Arbeitsplätze gesichert und neue geschaffen.
Stromkonzerne erschweren regenerative Stromerzeugung
Die Diskussion zeigte, dass die 100% Deckung des Energiebedarfs aus Erneuerbarer Energie “ durch neue durch neue und effizientere Windkraftanlagen, Solaranlagen auf heimischen Dächern, durch den Einsatz von Geothermie zur Wärmegewinnung, durch Energie-Effizienz und Energie-Einsparung “ möglich sind. Eindrucksvoll belegte dies auch Wolf von Fabeck, der aber auch die Schwierigkeiten beschrieb, die Solaranlagen-Besitzer bisweilen mit den großen Stromkonzernen bekommen, wenn sie einspeisen wollen.
Dass diese nicht an dezentraler Energieversorgung interessiert sind, ist klar. Wenn wir unabhängig werden wollen von Öl und Gas, wenn wir den Klimawandel stoppen wollen, dann brauchen wir beides: 100% Erneuerbare Energien und Stadtwerke in kommunaler Hand.
„100 Prozent Erneuerbare“ wird aber ohne kleine Erzeugungseinheiten, die verbrauchernah Strom produzieren und in das Netz einspeisen, nicht möglich sein. Denn vor allem dezentral lassen sich erneuerbare Energien einfach integrieren und die Netzverluste gering halten. Bei der Weichenstellung in eine erneuerbare Energiezukunft kommt somit vor allem unabhängigen kommunalen Stadtwerken eine entscheidende Bedeutung zu. Davon profitieren nicht nur Umwelt und Klima. Ein erneuerbares, dezentrales Energiekonzept bringt Arbeitsplätze und sichert Einkommen und Wertschöpfung in der Region.
Von: Sabine Göddenhenrich
Sprecherin Ortsverbandes Aachen-Stadt