Die Preissteigerungen sind durch die Dürre in den USA und anderen Exportnationen ausgelöst und werden durch skrupellose Spekulation enorm verschärft.
Wenn Entwicklungsminister Dirk Niebel jetzt ein Verkaufsverbot für den mit Agrotreibstoff angereicherten Kraftstoff E10 fordert, geht das an den wahren Problemen vorbei.
Die Gier nach Fleisch ist das Problem, nicht Biosprit.
Für die Erzeugung einer Kalorie Fleisch müssen vier bis sieben Kalorien Pflanzen verfüttert werden.
Einige Zahlen: In den Industriestaaten werden 70% der Maisernte als Tierfutter verwendet, aber nur drei Prozent als direkte Nahrungsmittel für Menschen.
Ähnlich ist die Relation bei Sojabohnen: 34% der Welternte werden an Tiere verfüttert, aber nur sechs Prozent dient der Bio-Ethanol-Produktion.
Über drei Viertel der landwirtschaftlich genutzten Ackerfläche dient weltweit der Fleischproduktion. In Deutschland wird nur auf 10% der Ackerfläche Bioenergie angebaut.
Zudem: Die Deutschen werfen über 40 Prozent ihrer Lebensmittel weg.
Dazu schweigt Niebel – ebenso wie zur ausufernden Spekulation mit Agrarrohstoffen, an der auch deutsche Banken und Versicherungen beteiligt sind. Weder Vereinfachungen noch populistische Forderungen helfen weiter – sondern eine umfassende, kohärente Strategie zur Bekämpfung des Hungers. Dazu zählen Maßnahmen zur Eindämmung der Spekulation mit Nahrungsmitteln und zur Beendigung der gigantischen Verschwendung von Lebensmitteln in den Industriestaaten.
Vor allem aber müssen die Regierungen in den von Hunger betroffenen Regionen sowie die Entwicklungszusammenarbeit die lange vernachlässigte lokale Landwirtschaft fördern. Kleinbäuerinnen und -bauern, Viehhirten und Fischer in diesen Ländern müssen dabei unterstützt werden, Nahrungsmittel für die eigene Bevölkerung zu produzieren und dabei die natürlichen Ressourcen zu schonen. Ebenso bedarf es sozialer Sicherungssysteme und eines gerechten Welthandelssystems.