Das Land braucht mehr Winter-Biogas
19.12.2022 · Pressemitteilung · Bioenergie
DAS LAND BRAUCHT MEHR WINTERBIOGAS
Der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) fordert eine Neuausrichtung bei der Biogas-Förderung. „Biogas als wichtige Flexibilisierungsenergie, mit der gezielt auf Flauten bei der Wind- und Solareinspeisung reagiert werden kann, wird vor allem in den Wintermonaten für die Wärmeversorgung und die Versorgungssicherheit beim Strom benötigt“, betont Dr. Thomas Griese, stellvertretender Vorsitzender im LEE NRW, „deshalb macht es Sinn, dass die Betreiber für dieses Winterbiogas einen finanziellen Zuschlag erhalten.“
Damit die Betreiber ihre Biokraftwerke insbesondere in der kalten Jahreszeit besser auslasten und mehr grüne Kilowattstunden erzeugen können, fordert der LEE NRW außerdem behördliche Erleichterungen, um die notwendigen Substrate und die späteren Gärreste lagern zu können. „Nur wenn die Genehmigungsbehörden bei den notwendigen Lagerflächen flexibel mitspielen und die rechtlichen Rahmenbedingungen entsprechend geändert werden, sind die Anlagenbetreiber in der Lage, ihre Erzeugung verstärkt auf Winter-Biogas auszurichten“, so Griese, „denn für eine höhere Biogaserzeugung konzentriert auf wenige Wochen sind für die Input-Stoffe wie auch für die Gärreste wesentlich größere Zwischenlagerflächen notwendig.“
Mit der Forderung nach einer Winterbiogas-Förderung im Erneuerbare-Energien-Gesetz positioniert sich der LEE NRW für die im kommenden Jahr anstehende Debatte um die Nationale Biomassestrategie.
Der LEE NRW bedauert, dass der Oberbegriff „Biomasse“ viel zu eng auf tierische und pflanzliche Erzeugnisse zu reduziert wird. „Moderne Biomasse umfasst heute viel, viel mehr“, betont der LEE NRW-Vize, „zur Biomasse zählen beispielsweise landwirtschaftliche Reststoffe wie Gülle, Mist, Zwischenfrüchte und Ernterückstände, biogene Reststoffe aus der Brauen/Grünen Tonne, Abfall- und Reststoffe aus der Lebensmittelverarbeitung, Landschaftspflegematerial, Altholz oder Klärschlämme.“
Nach Berechnungen des Fachverbandes Biogas e.V. kann die Biogasproduktion in Deutschland ohne eine Ausdehnung der Anbauflächen für Energiepflanzen auf rund 135 bis 235 Milliarden Kilowattstunden (kWh) ausgeweitet werden. Bis zum Jahr 2050 könnten 150 Milliarden kWh Biogas zusätzlich nur auf Basis von Abfällen, Reststoffen, Zwischenfrüchten, Gülle, Mist, Gras von Dauergrünlandflächen und landwirtschaftlichen Nebenprodukten erzeugt werden. Diese Gasmenge ließe sich wiederum zur Hälfte zu Biomethan aufbereiten und könnte so einen erheblichen Teil der früheren russischen Gasimporte ersetzen.
Nach Untersuchungen des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) in Leipzig landet derzeit nur ein Drittel von den Input-Stoffen, die sich technisch nutzen lassen, tatsächlich in der Biogasanlage. Thomas Griese: „Deutschland versucht derzeit, mit hohem finanziellem Einsatz verflüssigtes Erdgas (LNG) aus vielen Ländern zu importieren, leistet sich aber gleichzeitig eine Ressourcenverschwendung de luxe. Das passt nicht zusammen!“
Deshalb erwartet der LEE NRW von der Bundesregierung neue Akzente bei der Debatte um die Nationale Biomassestratege im kommenden Jahr: Das Land braucht mehr Winterbiogas!