Heute fanden die bewegenden Beisetzungsfeierlichkeiten für Waldtraut Hoven statt.
Unser ältestes grünes Mitglied in Aachen starb Ende vergangener Woche. Sie lebte bis zuletzt selbständig in ihrem Haus in Kornelimünster. Noch wenige Tage vor ihrem Tod war sie aktiv bei den Grünen in ihrer Stadtteilgruppe.
Selbstverständlich war sie auch Anfang des Jahres auf unserer Mitgliederversammlung dabei, als die Liste für den StädteRegionstag aufgestellt wurde.
Ein erfülltes Leben für Bewahrung der Natur, für Klimaschutz, und ein unermüdliches Engagement für Frieden und soziale Gerechtigkeit ist nunmehr zu Ende gegangen.
Wer Waldtraut persönlich erlebt hat, war von ihrer überzeugenden Ausstrahlung beeindruckt. Umweltschutz war für sie nicht nur Programm und politische Forderung, sie lebte ihre Überzeugung “ in jeder Hinsicht.
„Noch bevor es die GRÜNEN gab, war ich eine Grüne“, erzählte sie gerne. 1979 zählte sie zu den GründerInnen in Aachen. Auch auf Bundesparteitagen trat sie in den ersten Jahren für eine starke grüne Organisation ein, der sich viele Gruppierungen anschließen sollten. Legendär war ihre salomonische Lösung in der Debatte über den Namen der Grünen nach der deutschen Einigung und nach dem Zusammenschluss mit den Grünen in der ehemaligen DDR, die sich „Bündnis90“, genannt hatten.
Auf die heiß umkämpfte Frage, welcher Namensteil vorne stehen sollte, antwortete sie entgegen der landläufigen Auffassung: „Eine Stangenbohne ist eine Bohne, keine Stange. Was wichtig ist steht hinten, nicht vorne. Das weiß ich als Gärtnerin.“ Verblüfft stimmten die Delegierten dem neuen Namen „Bündnis90/Die Grünen“ zu.
Waldtrauts Leben prägte bereits in den 70er Jahren der Aufbau der ersten Biogärtnerei Aachens mit einem kleinen Laden. Der Siegeszug des biologischen Land- und Gartenbaus war auch ihr Verdienst. „Wir erlebten als Pioniere eine große Begeisterung “ und das war ansteckend.“ Ihre Begeisterung und die Fähigkeit, andere zu begeistern, hat sie nie verloren.
Erst im Alter von 78 Jahren übertrug sie ihre erfolgreiche Biogärtnerei einem Verein, der sich um die Integration behinderter Menschen bemüht. Viele Menschen können deswegen heute auf Gut Hebscheid „einer Arbeit nachgehen, die sie freut und deren Sinn sie voll bejahen. Ein beglückendes Erlebnis“, schrieb sie 1996, „dass eine gute Sache so weitergeführt werden kann.“
Die Gefahr von Atomkraftwerken und eines Atomkriegs ließ sie nicht ruhen. Als Befürworter von AKWs ihr in den siebziger Jahren vorhielten, sie wisse ja noch nicht mal, was ein REM ist, entgegnete sie unerschrocken: „Und Sie wissen noch nicht mal, wohin mit dem Atommüll!“ Wie Recht hat sie behalten “ bis heute.
Ihr Leben für den „Erhalt der Schöpfung“ wurde von vielen Menschen anerkannt. Über alle Parteigrenzen hinweg konnte sie die Menschen in ihrer ruhigen, aber entschlossenen Art überzeugen. Am 22. April diesen Jahres wurde das auch durch die Verleihung des „Verdienstordens des Landes NRW“ . In ihrer großen Bescheidenheit kommentierte sie die Verleihung so: „Wenn ich den Orden bekomme, dann werden damit die GRÜNEN ausgezeichnet. Und das ist auch richtig so!“
Das politische Tagesgeschäft überließ Waldtraut anderen. Wie niemand sonst achtete sie vor allem auf die grundlegende Orientierung der Grünen.
Nicht mit allen Entscheidungen, auch in der rot-grünen Regierungszeit, war sie einverstanden.
„Die Grünen sind für mich wie meine Kinder, auch wenn ich mal unzufrieden bin. Sie gehören zu mir. In guten wie in schlechten Zeiten“
Ohne ideologische Schärfe, aber mit unbeirrbarer Konsequenz und Überzeugungskraft warb sie für Pazifismus und Umweltschutz. „Wir haben nur diese eine Erde.“
Waldtraut hinterlässt eine Lücke, die auf lange Zeit nicht geschlossen werden kann. Ihr Wirken hat unauslöschliche Spuren hinterlassen. Wir verdanken ihr unendlich viel. Worte können das nur unzureichend beschreiben.
Wir vermissen sie sehr, der Abschied tut uns weh. Unsere Dankbarkeit für ihr einzigartiges Wirken wird auch unser zukünftiges Handeln leiten. Ihre Ideen und Projekte leben weiter.
Wir danken Waldtraut, indem wir ihr Werk fortsetzen.